1. Costa Nachrichten
  2. Spanien
  3. Politik und Wirtschaft

Spanien führt Umweltzonen ein: Alte Autos dürfen nicht mehr in Innenstädte fahren

KommentareDrucken

Umweltplakette im Vordergrund, Autoverkehr im Hintergrund.
Spanien führt 2023 Umweltzonen ein, um den Schadstoffausstoß zu senken. © dpa Picture-Alliance / Bernd Weißbrod

Spanien führt 2023 Umweltzonen für 149 Städte ein. Doch nur wenige Großstädte sind darauf vorbereitet, den Verkehr für Autos ohne DGT-Plakette einzuschränken. 

Madrid - Einige ältere Autos dürfen im neuen Jahr in einige Innenstädte in Spanien nicht mehr einfahren. Das Klimaschutzgesetz verpflichtet Städte über 50.000 Einwohner, die Luftverschmutzung zu senken und Niedrigemissionszonen einzurichten. Mancherorts dürfen nur schadstoffarme Autos einfahren.

Spanien führt Umweltzonen ein: 149 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern betroffen

Allerdings hat die Regierung bisher den 149 betroffenen Kommunen keine Vorgaben gemacht, welche Vorschriften in diesen Zonas de Bajas Emisiones (ZBE) gelten sollen. Die EU aber gibt Gas und droht Spanien wegen der systematischen Luftverschmutzung in Barcelona und Madrid bereits mit saftigen Knöllchen. Die ZBE-Zonen gelten als kommunale Angelegenheit, sie können je nach Ort verschieden geregelt werden, es gibt sie als permanente und temporale Einrichtung, die etwa zu Stoßzeiten oder ab bestimmten Schadstoffwerten in Kraft tritt.

Die ZBE-Zonen können für spanische Autofahrer weitreichende Folgen haben. Dem Autoverband Sumauto zufolge fahren 11,5 Millionen Fahrzeuge in Städten, die ZBE-Zonen einrichten müssen. Vier Millionen davon haben keine Umweltplakette der Obersten Verkehrsbehörde DGT und dürfen wohl zumindest nicht mehr uneingeschränkt einfahren. Vor allem in ländlichen Gebieten wie Kastilien La Mancha, Ourense, Ponferrada, León, aber auch auf den Kanaren fahren viele ältere Familienkutschen herum, sodass laut Sumauto 25 Millionen Personen und damit gut die Hälfte der spanischen Bevölkerung betroffen sein könnte.

Spanien führt Umweltzonen ein: Ältere Autos ohne DGT-Plakette dürfen nicht mehr in ZBEs fahren

Die Oberste Verkehrsbehörde gibt verschiedene Umweltplaketten für Autos aus. Wer blau fährt, ist diesbezüglich fein raus. Das ist die Farbe für das Papperl an der Windschutzscheibe von Autos mit Nullemissionen, also E-Fahrzeuge und bestimmte Hybriden. Dann kommt der ECO-Aufkleber für Gasfahrzeuge und Hybriden. Die grüne C-Plakette schmückt alle schadstoffarmen Benziner der Normen Euro 4, 5 und 6 mit Erstzulassung nach Januar 2006 und alle Diesel nach 2014 (Euro 6). Gelbe B-Sticker gehören auf ältere Pkw und Lieferwagen, bei Benzinern ab einer Erstzulassung von 2000 (Euro 3) und bei Diesel ab 2006 (Euro 3 und 4). Alles, was älter ist, bekommt von der DGT keine „pegatina“ und wird eingestuft als ein „A“-Fahrzeug mit hoher Schadstoffbelastung. Diese Autos werden wohl die größten Schwierigkeiten in den ZBEs bekommen.

Es könnte durchaus sein, dass künftig auch ein Fahrzeug mit B-Schildchen nur in bestimmte Bereiche der ZBE einfahren darf und dann auf ausgewiesenen öffentlichen Parkplätzen parken, oder die Einladung eines Residenten oder einen Werkstatttermin vorweisen muss. Valladolid richtet eine drei Quadratkilometer große ZBE-Zone ein, in die nach aktuellem Stand jedes fünfte in der Stadt zugelassene Auto nicht mehr einfahren darf. Es soll Ausnahmeregelungen für Anwohner, für Residenten mit Garage und ein Moratorium für Fahrzeughalter mit geringem Einkommen geben. Die Verordnung tritt zum Jahreswechsel in Kraft, Sanktionen soll es allerdings erst ab Dezember 2023 geben.

Bis 2050 soll der Verkehr in den Städten schadstofffrei sein, Personen- wie Lieferverkehr dürfen kein Kohlendioxid mehr ausstoßen. Schon ab 2035 dürfen in der EU keine Neuwagen mehr mit Verbrennungsmotoren verkauft werden. Die ZBE-Zonen markieren nur den Anfang einer Entwicklung und werden von Maßnahmen begleitet, die darauf abzielen, die Nutzung öffentlichen Nahverkehrs und umweltschonender Fortbewegungsmittel zu fördern.

Ab 2023 müssen auch an der Costa Blanca Städte mit über 50.000 Einwohnern Niedrigemissionszonen einführen. Dies gilt nicht nur für die Großstädte Valencia und Alicante, sondern auch für Alcoy, Benidorm, Castellón, Elche, Elda, Gandía, Orihuela, Paterna, Sagunto, San Vicente del Raspeig, Torrent, Torrevieja und Villarreal. In kaum einer dieser Städte gegen die ZBEs allerdings bisher über das Planungsstadium hinaus.

Wobei die Landeshauptstadt Valencia bei der Einführung die Nase vorn hat und bereits fünf Zonen ausgewiesen hat, in der die Zufahrt für nicht schadstoffarme Autos eingeschränkt werden wird. Nach Angaben des Rathauses macht der Verkehr 68 Prozent des Schadstoffausstoßes in Valencia aus. Die Stadt stützt sich dabei auf eine Studie des Fahrradkollektivs ConBici, das Schadstoffe in mehreren Städten über einen längeren Zeitraum hinweg erfasst hat. Und die Belastung ist in Valencia höher als in anderen, allerdings kleineren Städten wie Alicante, Cartagena und auch Lorca, in denen das Kollektiv vertreten ist.

Spanien führt Umweltzonen ein: Fünf ZBEs schränken in Valencia Autoverkehr ein

Die ZBE in Valencia sind noch nicht in Kraft getreten. Bei den fünf Zonen handelt es sich um Área Norte (AN1), das Stadtgebiet nördlich des Turia-Flusslaufs bis zur Ronda Norte und der Küste. Draußen bleibt die Polytechnische Universität, die als Área Norte 2 (AN2) ausgewiesen ist. Die Área Centro (AC) ist das Altstadtgebiet südlich oder rechts des Turia-Flusslaufs bis zu den Straßen Colón, Xàtiva und Guillem de Castro. Die südlichen ZBE-Gebiete sind Área Sur 1 (AS1) – rechts vom Turia-Lauf bis zur Avenida del Cid und der Umfahrung V-30 inklusive der Vororte an der Küste Nazaret und Pinedo – und die Área Sur 2, die sich über die Viertel zwischen der Ronda Sur und der V-30 erstreckt.

Die dazugehörige Bußgeldverordnung wird noch ausgearbeitet, allerdings will sich auch Valencia an den Schadstoff-Plaketten der Obersten Verkehrsbehörde DGT orientieren. Ein ausländisches Nummernschild, betont das Rathaus, schützt vor Sanktionen nicht.

Alicante hat bereits die Pläne für die ZBE-Zonen und die sie begleitenden Maßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffe vorgestellt. Ähnlich wie der Turia in Valencia, soll in Alicante die Gran Vía als Abgrenzungsring gelten, wobei es darin ein äußeres Gebiet und ein inneres Viereck – um das historische Stadtzentrum – geben soll. Ferner ist auch die Ausweisung von Fußgängerzonen in Alicante geplant. Das ganze, von der EU geförderte Paket in der Stadt umfasst 14 Projekte und soll 37 Millionen Euro kosten. Los geht es erst Ende 2023.

Auch interessant

Kommentare